il Resto del Carlino 27. January 2017

Westfalen-Blatt, 11 Februar 2014

Der Alchemist Uta Jostwerner

Bielefeld (uj). Er spielt im wahrsten Wortsinn mit dem Feuer. Somit ist der Grat zwischen Schaffen und Zerstören, auf dem Künstler Suraj Natarajaa wandelt, stets ein schmaler.

Sein Malwerkzeug ist ein Ölbrenner, mit dem er Lainwand oder Papier schwärtzt. Je nach Abstand, den der Brenner zum Bildträger  einnimmt, und -rhythmus entstehen amorphe Gebilde, die an mikroskopische Aufnahmen erinnern.

Andere rußgeschwärzte Bilder setz der 1975 in Indien geborene und seit 2003 in Deutschland lebende Künstler dem Regen aus. Je nach Niederschlagintensität entstehen Werke, die an nächtliche Sternhimmel und Galaxien denken lassen.

In Natarajaas Bildern finden wir immer wieder Gegensätze: Feuer und Wasser, Schwarz und Weiß, Schaffung und Zerstörung, Hinzufügen und Wegnehmen, Vorsatz und Willkür. Sein Anliegen ist es, einen Rahmen zu schaffen, „in dem das Bild geschieht“. Natarajaa sieht sich nicht unbedingt als ursächlicher Gestalter seiner Werke, sondern als ein Medium, durch welches ein Geschehen in Gang gesetzt wird.

Bei der Entstehung seiner Bilder spielen die Elemente eine zentrale Rolle, denn Natarajaa setzt Feuer und Wasser zwar bewusst und zielgerichtet ein, diese Elemente haben jedoch auch eine starke, unvorhersehbare und unkontrollierbare Eigendynamik, wodurch sich immer etwas Unvorhersehbares in seinen Bildern manifestiert.Und eben dieses Unvorhersehbare, Unbekannte übt so eine große Anziehung auf Natarajaa aus. Er sagt: “Ich bin sehr daran interessiert, wie sich eine Arbeit entwickelt. Vieles hat mit dem Prozess zu tun und wie bei der Wiederholung eines Prozesses Unterschiede entstehen. Diese Unterschiede sind Stufen hin zum Unbekannten.”

Für Natarajaa ist die Erschaffung seiner Kunst wie ein ganzheitlicher Akt, eine Kunst der Alchemie, durch die das Profane, Alltägliche transformiert wird in etwas das poetisch ist und Bedeutung besitzt. Seine Bilder, die er im Experimentieren findet, wurden zuletzt bei der Internationalen Biennale der Zeichnung, Tschechische Republik 2012 von der Jury ausgezeichnet und in 2013 von der Stadt Düsseldorf und der Artothek der Zentral-und Landesbibliothek Berlin erworben.


Neue Westfälische Zeitung, 12 Februar 2014

Mit Feuer und Regen Claudia Viotto

Bielefeld. Außer Pinseln gehören Ölbrenner verschiedner Größe zum Handwerkzeug des Bielefelder Malers Natarajaa. Unter Einsatz von Feuer und Regen schafft er seine Werke, von denen der Galerie Herr Beinlich jetzt ein auswahl von 13 Exemplaren zeigt. Stilistisch lassen sie sich in vier Gruppen einteilen.

Zur ersten gehören Bildern mit den Titel „Raindrops (I,II)“. Jeweils ist ein matt schwarzer Untergrund übersät mit zahllosen helleren, meist grauen, relative runden Flecken, die wie Sternen in All verstreut schetnen. Euns dieser Werke ist auch „Cosmic Dance“ betitelt. Doch steht ihrer Interpretation als Blick ins Universem entgegen, das ihre Oberfläche (Ruß) relative matt ist, was sie etwas abgeschlossen, wie versiegelt erscheinen lässt und den Blick kaum hineinzieht.

Zu Technik: Die mit Acrylfarbe grundierte und darüber mit Ruß belegte Leinwand wurde dem Regen ausgesetz. Die zweite Gruppe von Bildern könnte man für mikroskopische Aufnahmen aus der Medizine oder der Biologie halten. Sind jenes nicht Abbildungen roter Blutkörperchen oder sonstiger Zellen? Und könnten das dort nicht Quallen unter Wasser sein? Doch blickt man nicht auf Fotografien, sondern auf Gemälde aus Fuerspuren, die der 1975 in Kerala/Indien geborene Künstler mit Ölbrennern  auf die Leinwand auftrug. In dieser Technik entstehen auch eindeutig abstrakt Rauchbilder: Auf zweien verlaufen die nun nicht nur schwarzen und grauen, sondern auch braunen und zudem glänzendem Rußspuren in vertikalen und Parallelen. Auf einem meint man, ein Dutzend transparenter Stoffbahnen zu erkennen, die sich berühren und vom Wind bewegt werden. Viertens Bilder, die nur vermeintlich mit Weiß auf Schwarz gemalt sind. Natarajaa, der seiner Ausbildung im ostindischen Santinekitan erhielt, hat hier mit einem Werkzeug Ruß von weißem Papier abgetragen. Weich wirken Leinen oder Linienknäuel (am Rand durch das Bildformat rechtecking gebändigt) schwungvoll Streifen und Formen, reizvoll verwischt. Highlight ist ein Bild „Ohne Titel“.

Wie Maschinenspuren: lauter symmetrisch angeordnete keine Punkte in horizontalen Doppelreihen. Aber kein Punkt gleich dem anderen und die Rauchschleier, die sich wie Höfe um sie bilden, sind ungeheuer fein. Wie Natarajaa dieses Werk schuf, verrät er nicht in Detail, aber er berichtet, dass er fast ein Jahr plante.

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2012

Menschen & Märkte thwi

Manches stellt sich buchstäblich über Nacht ein - so wie im Fall von Natarajaa die Inspiration, Bilder mit Feuer und Wasser zu gestalten. Wie die Werke des inBielefeld ansässigen indischen Künstlers aussehen, können Interessierte bei der Fondsgesellschaft Barings Asset Management im Frankfurter Westend erleben. Denn Kunst Ausstellungen im Vertriebsbüro haben schon seit Jahren einen festen Platz im Kalender von Barings an der Ulmenstraße: Stets zum Sommerfest präsentiert Barings jeweils einen ausgewählten Künstler, der etwas mit dem aktuellen Investmentthema des Anbieters zu tun hat und das sind dieses Mal Chancen mit Geldanlagen in Indien. Das Besondere an Natarajaa ist, dass er mit seinen Bildern nicht selbst in Berührung kommt. Denn er benutzt keine Pinsel oder ähnliche Mittel,sondern Brenner. Für das 2008 entstandene Bild „Ohne Titel” etwa hat er eine gelochte Schablone einige Zentimeter von einer Leinwand entfernt gehalten und dann für wenige Sekunden Flammen unter der Schablone züngeln lassen. Auf ähnliche Art ist „Raindrops” entstanden: Die vollständig rußgeschwärzte Leinwandsetze der Künstler für eine Minute, wie er sagt, dem Regen aus. Das Ergebnis wirkt wie ein Ausschnitt aus dem Sternenhimmel. In Indien in expressionistischer Malerei ausgebildet, arbeitet Natarajaa seit 2003 in Deutschland und erzielt mit seiner Werken offenbar auskömmliche Preise. Ein vierstelliger Betrag ist für ein Bild jeweils fällig.

Westfalen-Blatt, Februar 2008

Galerie BAAL präsentiert Unendliche Räume des Künstlers Natarajaa

Bielefeld (uj). Der indische Künstler Natarajaa malt nicht nur mit Ruß und Regen, er berührt dabei nicht einmal die Leinwand. Die Galerie BAAL präsentiert derzeit einen Querschnitt neuerer Arbeiten.

„Der Maler als Medium“ lautete der Titel einer Werkübersicht, die 2006 im Technologiezentrum zu sehen war. Sie zeigte Bilder in Schwarz- und Grautönen, die allersamt von einem amorphen Formenvokabular bestimmt waren. Der Clou: Das bildbestimmende Medium bestand nicht aus Farbe, sondern aus Ruß. Natarajaa benötigt keinen Pinsel, sondern einen Kerosin-Brenner, um zu malen. Der Malduktus richtet sich nach dem Abstand, den der Brenner zum Bildträger einnimmt, und nach Bewegungsrichtung und Rhythmus seiner Hände. „Es ist ein einziger Balanceakt, ein Spiel von Schaffen und Zerstören“ sagt der 1975 im indischen Kottoor geborene Künstler, der seit 2003 in Deutschland lebt.

Seine Technik, mit Feuer zu malen, hat er beibehalten. Indes weisen seine neuen Bilder geordnetere Strukturen auf. Sie zeigen ikonografische Elemente in Reihungen und verweisen damit auf Unendlichkeit. „Infinite Spaces“, -unendliche Räume- lautet folgerichtig auch der Titel der aktuellen Austellung.

Neben dem Feuer bedient sich Natarajaa sämtlicher Elemente, die als bildgebende Medien mit in den Schaffensprozess einbezogen werden. So schwärzt er zunächst die Leinwand mit Ruß und setzt das Bild anschließend dem Regen aus. Die Niederschlgsintensität zeichnet sich auf der Leinwand ab und hinterlässt ihre malerischen Spuren. In manchen Werken, die auf diese Art entstehen, kann man Landschaften erkennen. In jedem Fall aber laden sie den Betrachter ein, eigenen Assoziationen freien Lauf zu lassen.

Neben Feuer und Wasser fließen in den Installationen des Künstlers auch die Elemente Erde und Luft mit ein. So platziert er CD-Rohlinge auf einem Waldboden, die dort einen künstlichen Teppich bilden. Das Licht und Luft lässt bei einem bestimmten Sonnenstand die Installation farbig schillern und schimmern. Die zeitlich begrenzte Installation wird durch Fotos fixiert.

Eine dritte Werkgruppe besteht aus Objekt-Kästen. Dazu zeichnet Natarajaa farbige oder monochrome Linien auf Papier und umbaut die Zeichnung mit Glas und Spiegeln zum Objekt. Durch die Spiegelungen wird eine unendliche Räumlichkeit suggeriert.

Neue Westfälische Zeitung, März 2006

Universelles Verständnis Fiona Schmidt

Vor zweieinhalb Jahren kam der indische Künstler Natarajaa nach Deutschland, er lebt bei Osnabrück. In Indien hat er sein Malereistudium an der Kunsthochschule Kerala und an der Universität Kalkutta in Westbengalen abgeschlossen.

Seine Bilder entstehen in einer spirituellen Herangehensweise. Natarajaa versteht sich nicht als ursächlicher Gestalter seiner Werke, sondern eher als Medium. Die Ölbilder in violetten Farbtönen erhalten ihre rhythmische Bewegung durch in den Malgrund eingearbeitete geschwungene Schlingenformen, die sich endlos fortführen lassen. Auf andere Bilder legt der Künstler Ölfarben in mehreren Schichten auf, um anschliessend mit Wasser die Oberfläche teilweise wieder abzutragen.

Der Blick auf unterschiedlich tiefe farbige Untergründe ermöglicht reizvolle Detail- und Gesamtansichten. Als geheimnisvoll erweisen sich Natarajaas Rußbilder. Sie wirken wie experimentelle Fotografien. Der Künstler befestigt ein Blatt Papier (oder Leinwand) unter der Decke und gestaltet mit einem Kerosin-Brenner Formen in schwarzweiss-Strukturen. Von zart-diffus bis undurchdringbar dicht.

Gerade wegen ihrer elementar-universellen Bildsprache lassen die Arbeiten ganz individuelle Denk- und Deutungsmöglichkeiten zu. Man kann aber auch einfach nur schauen, sich hineinversenken und die sinnliche Ästhetik genießen. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit der Galerie BAAL organisiert.